Neu- und Umbau der BMW R 90s

BMW R90s Rahmen Kunstoff beschichtet
BMW R90s Rahmen Kunstoff beschichtet
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Na ja, vielleicht sollte ich erst einmal vorweg schicken, daß ich mit dem Um- und Neuaufbau von Dezember 1991 bis März 93 beschäftigt war, obwohl ja eigentlich alles viel schneller gehen sollte! Leider war ich damals nicht im Besitz einer Kamera und sah auch keine Notwendigkeit einer Dokumentation. Und an einen Pc oder gar Internet war für mich sowieso noch lange nicht zu denken. Die paar Fotos, die hier zu sehen sind, stammen von Freunden, die wohl eher den Zustand meiner Hütte dokumentieren wollten. Da es also schon länger her ist, kann ich mich heute auch nicht mehr an jedes Schrauberdetail erinnern, so gebe ich hier nur einen Überblick über die einzelnen Arbeiten, stehe aber gerne für Rückfragen zur Verfügung. Heute würde ich eine Prachtkuh wie die des Teams Incomplete http://www.teamincomplete.com/ bauen wollen. Na wer weiß?

Nun war es also soweit. Im November meldete ich das Mopped ab und begann es kurz danach in der leider etwas entfernten Garage zu zerlegen. Na ja, um ehrlich zu sein, ganz zerlegt habe ich es nicht. Die Kurbelwelle incl. Lager blieb nämlich im Block. Aber der Reihe nach.


Zuerst entfernte ich alle Lackteile inklusive Sitzbank, dann begann ich mich quasi von hinten vor zuarbeiten. Stoßdämpfer, Rad und Ausspufftöpfe fanden kaum meine Beachtung, da sie gegen Neuteile getauscht werden sollten.

Schwinge, Kardan und Antrieb unterzog ich sofort einer Prüfung obwohl sie ja auch nicht mehr eingebaut werden sollten, denn ich hatte in letzter Zeit, wenn ich das Mopped in die Garage schob, alle paar Meter ein klackerndes Geräusch gehört. Das Kreuzgelenk hatte ein riesiges Spiel (zur Not, aber wirklich nur zur Not, kann man das Gelenk der ausgebauten Welle sogar im Schraubstock wieder zusammendrücken). Die Verzahnung des Antriebs machte wieder erwarten noch einen ordentlichen Eindruck.


Das Getriebe habe ich nicht überholt, da ich mich durch Probefahrten auf anderen Kühen belehren lassen mußte, daß man dieses Getriebe eben nach dem Motto fahren muß: In der Ruhe liegt die Kraft. Und nachdem mir erst einmal das Zwischengas geben beim Runterschalten in Fleisch und Blut übergegangen war, gab es auch keine Probleme mehr zu beklagen. Hört sich doch außerdem sogar geil an Smily, oder? Ok, ok sportlich kann man dieses Getriebe, welches wohl technisch für den Rußlandfeldzug entwickelt wurde, nun wahrlich nicht nennen.


Den Motor hob ich mit Hilfe eines Freundes aus dem Rahmen. Nun entfernte ich die Armaturen, die Lampe und den Kabelbaum, nicht ohne mir vorher an jedes Kabel ein Fähnchen zu machen, denn von Elektrik habe/hatte ich fast null Ahnung!

Nachdem ich den Lenker abgebaut hatte, entfernte ich die Gabel mit Rad und Bremsanlage. Nun war alles soweit demontiert und ich bemerkte mit Freude, daß ich fast ohne fremde Hilfe ausgekommen war und bis auf eine abgedrehte 27er Nuss für die Schwingenlager bis hierhin keinerlei Spezialwerkzeug gebraucht hatte. Den schon einmal vorgesäuberten Motor und die Gabel nahm ich mit nach Hause, um sie ganz in Ruhe am Küchentisch weiter zu zerlegen. Sowohl die Gabelstand- als auch die Tauchrohre hatten deutliche Riefen, mussten also ersetzt werden.

Das Zerlegen des Motors machte keinerlei Schwierigkeiten und erforderte bis auf einen Abzieher für das Steuerkettenrad der Nockenwelle, welches man mir gegen eine kleine Spende in die Kaffeekasse bei Motorrad Mönnich in Dortmund abzog, auch kein Spezialwerkzeug. Ist eben ursprüngliche Technik welche wiklich von jedem technisch interessiertem gebändigt werden kann. Die Kurbelwelle und ihre Lager ließ ich aber erstmal im Block, da mir das Einstellen des Kurbelwellenlagerspiels doch ein Rätsel war, und ich nicht wußte, ob ich mir das zutrauen sollte.


Zu diesem Zeitpunkt zog ich zu meiner Freundin, behielt aber erst mal meine Wohnung. So entschloß ich mich, mein Bike schön in der geheizten Parterrewohnung wieder aufzubauen. Motor und Gabel waren schließlich auch schon da. Alle Teile wurden also wenn sie fertig gesäubert, überholt, poliert oder lackiert waren in meine Wohnung gebracht, damit sie es schön warm hatten Smily.

Nachdem ich die Lagerschalen der Lenkkopflager ausgetrieben hatte, unterzog ich den Rahmen einer gründlichen Sichtprüfung. Und siehe da, an den hinteren Fußrastenaufnahmen war starke Korrosion an den unteren, innenliegenden dünnen Querstrebchen zu sehen. Sie wurden durch etwas stärkere Streben ersetzt. Und die Hauptständeraufnahmen machten einen so schlechten und auch irgendwie kümmerlichen Eindruck, daß es mich wunderte, daß der Ständer überhaupt noch dran war. Auch diese wurde durch eine etwas stärkere Aufnahme ersetzt. Zum Schluß ließ ich den Rahmen tiefschwarz kunststoffbeschichten, obwohl ich vernickeln oder ähnliches auch sehr toll fand. Aber alle warnten, daß der allseits geliebte Tüvprüfer sofort einschreiten würde, während ein in orginal Farbe beschichteter Rahmen erst gar nicht auffallen würde.


BMW Teile Verchromt & Poliert
BMW Verchromt & Poliert
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Ich ließ Lampe mitsamt Halter und ein paar Kleinteile verchromen. Viele Gußteile wie Stirndeckel des Motors, Luftfiltergehäuse, Anlasserabdeckung, Ventildeckel, die untere Gabelbrücke, die Gabeltauchrohre, Lenkerböcke, Brems- und Kupplungshebel, die unteren Bremsleitungen, die Bremszangen, die VV - Schwinge und der Antrieb wurden hochglanzpoliert. Die VV - Schwinge ist leider schon sehr schnell wieder angelaufen. So entschloß ich mich, eine Saison nach der Wiederauferstehung der Gummikuh diese auch kunststoffzubeschichten. Doch wie den Kardan aus der Schwinge kriegen? Normalerweise braucht man ein BMW Spezialwerkzeug um die Glocke abzuziehen, doch das paßt für diese Schwinge nicht. Der Kontakt zu VV war auch nicht gerade Kundenorientiert. Dort hieß es nur lapidar: das erforderliche Werkzeug sei beim Umzug verloren gegangen. So blieb mir nichts anderes übrig als zwei Schlitze in das Blech für den Gummibalg zum Getriebe zu schneiden und das Blech nach außen aufzubiegen damit das orginal BMW Werkzeug passte. Anschließend habe ich das Blech wieder zurück gebogen und zusammengeschweißt. Den Lacksatz ließ ich, nachdem ich die Vorarbeiten gemacht hatte, tiefschwarz lakieren.


Die neuen Gabelstand- u. Tauchrohre wurden mit White Power Federn und dem dazu gehörigem Öl mit der Viscosität 1,5 und neuen Dichtungen aber ansonsten mit dem alten Dämpferelementen ausgestattet.

Das Vorderrad besteht aus einem Metzler 110/90 V18 ME 33 auf Acront Speichenfelge mit der Grösse 2.50x18 und wurde noch mit neuen Bremsscheiben ausgerüstet.

Der Hauptbremszylinder und die jetzt polierten ATE Bremssätel wurden natürlich gereinigt u. mit neuen Dichtungen versehen. Es kommen stahlgeflechtummantelte Bremsleitungen von Lucas Girling zum Einsatz. Zum Einstellen des Spiels am Bremszylinder empfiehlt sich die von BMW zu beziehende und damals auch noch günstige Fühlerlehre. Nachdem die polierten Bremszangen mit neuen Klötzen versehen und auch der Lenker mit den Griffarmaturen und neuen Ochsenaugen montiert war, stellte ich die Bremse ein.


Den Motorblock mit Kurbelwelle und Lager liess ich von Paul Blum in Hagen prüfen. Ihm gebührt auch mein ganz besonderer Dank für die gute Beratung, Überholung und Umrüstung der Zylinderköpfe, die Beschaffung der Kolben, der Steuerkette mit Ritzel und Spanner. Es wurden ausserdem ein Briel Ölwannenabstandsring und ein Ölkühler mit Thermostat von der 1000er montiert.

Nachdem der hochglanzpolierte Motor mit allen Agregaten wieder im Rahmen war, montierte ich das Getriebe mit neuer Kupplung. Nun wurde der Kabelbaum verlegt und die elektrische Anlagen wieder angeschlossen. Und oh Wunder, wie sich herausstellen sollte, war alles richtig angeschlossen Smily.


BMW R90s modifizierter Heckramen
BMW R90s modifizierter Heckrahmen
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Jetzt baute ich die V V-Schwinge mit neuer wegen der größeren Breite der Schwinge abgedrehter Kardanwelle ein. Schnell noch die neuen Konis montiert, aber oh Schreck, wo stand denn der rechte Dämpfer? Ich musste noch das Rahmenheckteil ändern, da die obere Stossdämpferaufnahme weiter nach aussen musste! Zu diesem Zweck liess ich mir von einem Schmied (Ich musste ihn erst überreden) rechts am Rahmenheck einen Kasten zur Stoßdämpferaufnahme wie auf der linken Seite anbraten. Ist echt Klasse, da hat er sich wirklich Mühe gegeben! Und schon stand unter Zuhilfenahme von ein paar Unterlegscheiben, welche eigentlich durch eine Hülse ersetzt werden sollten (echt ne Schande sowas) der Dämpfer genau in der Spur. Leider musste ich das Heckteil dann noch einmal neu beschichten lassen, aber die Bastler werden das ja kennen, irgend einen Bock schiesst man eigentlich immer, oder? Nun konnte ich das Rad, einen Metzler ME99 150/70 VB18 auf 5.50x18 Acrontfelge montieren. Die Montage neuer Bremsbacken gestalltet sich leider Dank des Breitreifens sehr wartungsunfreundlich! So muss man aus dem Rad die Luft ablassen, sonst geht gar nichts und es gegenüber des Antriebs in Position bringen. Anschliessend kann man sich dann mit den Federn einen abbrechen (ja ,ja, wenn man das alles immer so vorher wüsste).


Die Del'Ortos polierte ich schließlich mit einem Proxon, alle Züge und Verschleissteile habe ich erneuert. Meine alte Auspuffanlage kam doch wieder zum Einsatz, da sie bis auf die angelaufenen Krümmer echt noch prima war. Das Einstellen der Vergaser erwies sich für mich, wie zu erwarten war, als ziemlich schwierig, aber mit Hilfe meines Freundes Olli, der Mann mit dem Gehör, sollte es dann doch noch klappen.
Nach der Montage des Lacksatzes musste ich nur noch die /5er Dehnfeld Behöhrdensitzbank anpassen. Das Mopped wurde mit selbstsichernden Muttern und besten Schrauben zusammengebaut. Natürlich gab es unzählige Kleinigkeiten, die noch zu tun waren, aber das würde nun doch zu weit führen, hier alles aufzuführen.