Tackys Umbau BMW R90s

Tackys BMW R90s

Ich kaufte meine Gummikuh 1988. Das Mopped ist Baujahr 1974 und ich bin der vierte Besitzer. Es hatte 90000km auf der Uhr und war technisch im Zustand 3- bis 4+. Irgendwann stand ich vor der Entscheidung mich entweder von der 90s zu trennen, oder einiges Geld in eine Motorüberholung zu stecken. Mehr zum Vorleben der R90s kannst unter Vorher lesen.


Ich hatte mit dem Fahrwerk und dem wohl etwas rustikalem Fahrverhalten so meine Probleme. Obwohl ich schon direkt nach Kauf der BMW mit verstärkten Gabelfedern und selbstgemachten Gabelfedervorspannhülsen experimentiert hatte, wollte ich am Fahrwerk Verbesserungen vornehmen. Auch die unterdimensionierten Reifen, die Straßenbahnschienen zu einem Horror werden ließen, waren für mich ein Problem.
Ich hatte das Glück just zu diesem Zeitpunkt eine VV-Schwinge mit Antrieb und schönen Speichenrädern mit Acrontfelgen angeboten zu bekommen. Nach Einbau der VV-Schwinge und dem damit notwendig gewordenem Umbau des Heckrahmens kann ich nun hinten einen 150/70 VB18 ME99 Metzler und vorne einen 110/90 V18 ME33 Metzler montieren. Desweiteren sind hinten Konis und vorne progressive White Power Gabelfedern montiert. Breitere Reifen kosten natürlich etwas Handlichkeit, aber sonst bin ich eigentlich ganz zufrieden. Straßenbahnschienen sind auf jeden Fall kein Thema mehr. Der Gummikuh Effekt ist auch moderater, allerdings zeigt sich auf sehr schlechten Straßen jetzt machmal das Fahrwerk doch von seiner recht harten Seite. Ist eben kompromislos! Naja, um ehrlich zu sein, mittlerweile habe ich die Konis, entgegen der Lehre von der Ausgewogenheit, etwas weicher eingestellt. Mehr läßt sich wohl mit der Orginalgabel nicht machen.


An mehr Motorleistung war ursprünglich nicht gedacht, obwohl es dort etwas Zuwachs gab. Denn die 90s mit ihren Del'Orto Vergasern, ist bzw. war bis zum Erscheinen der 4 Ventil Modelle die sportlichste Serien BMW Boxer. Daß die Del'Ortos wirklich den Unterschied machen, konnte ich eine zeitlang selbst erfahren, da ich parallel einen Sommer lang eine R100/7 mit 70PS bewegen durfte. Obwohl die R90s nominell 3 PS weniger hat, war sie Dank der Beschleunigerpumpen der beiden Del'Ortos deutlich zügiger und mit deutlich größerem Spaßfaktor unterwegs. Spätestens jetzt wußte ich: Ja, ich habe den richtigen Boxer!
Vergleicht man die beiden Gemischaufbereitungssysteme ist das auch für den Laien durchaus nachvollziehbar. Beim Aufdrehen des Gasgriffs an der R100 öffnen die Züge die Drosselklappen. Durch den nun ansteigenden Unterdruck, werden die Schieber der Bing Gleichdruckvergaser nach oben bewegt, der Durchlass wird größer und dem Motor wird mehr Gemisch zur Verfügung gestellt. Das ganze ist aber systembedingt ein recht träger Vorgang.
Bei der R90s hingegen werden über die Züge die Vergaserkolben direkt nach oben bewegt, durch eine konische Nut im Vergaserkolben werden die Kolben der Beschleunigerpumpen bewegt und spritzen der Stellung der Vergaserkolben entsprechend zusätzliches Benzin in den Ansaugbereich. Also zum einen der direkte Zug der Vergaserkolben und zum anderen das zusätzlich eingespritze Benzin machen wirklich einen riesen Unterschied.
Dadurch bedingt, verbraucht die R90s bei zügiger Landstraßenhatz auch mehr Benzin als die R100/7. Auf langen Autobahnetappen bzw. konstanter Fahrweise oder gar Cruisen ist der Verbrauch etwas geringer. Nach dem Umbau ist wegen des Fehlens der Halbschale und des breiten Lenkers der Spritverbrauch natürlich angestiegen. Aus dem selben Grund sind schnelle lange Autobahnetappen auch nicht mehr so ohne weiteres möglich. Ab 150 km/h wird einem fast der Kopf abgerissen. Auf längeren Autobahnetappen, wenn die Arme immer länger werden, überlege ich manchmal aus Komfortgründen eventuel doch wieder eine Halbschale und einen anderen Lenker zu montieren.
Der Leistungszuwachs ergab sich fast zwangsweise bei der Überholung des Motors und war wirklich nicht angedacht! Es kamen optimierte leichtere Kolben mit kürzerem Kolbenhemd (waren für mich günstiger als die Orginalkolben) und die alten nun aber ausgewogenen bearbeiteten Pleulstangen zum Einsatz. Bei der Umrüstung der Zylinderköpfe auf bleifreies Benzin wurden auch verstärkte Ventilfedern verbaut. Desweiteren wurde die Kompression durch planen des Kopfes und Änderung des Zylinderfußes leicht erhöht. Sonst blieb alles im orginal Zustand.


Nachdem ich nun jede Schraube an meiner 90s mit Du anspreche, werde ich mich wohl nie mehr von ihr trennen können. Auch heute macht es immer noch riesigen Spaß mit der Gummikuh über meine Hausstrecken im nahen Sauerland zu ballern. Allerdings grähmt es mich machmal doch, wenn so ein 4 Ventil Boxer einen auf der Geraden einfach so stehen läßt.